Exakt vor 50 Jahren, am 17. Oktober 1973, starb Ingeborg Bachmann, eine der bedeutendsten Autorinnen der deutschsprachigen Literatur, 47-jährig nach einem Brandunfall in ihrer Wohnung in Rom. Sie erlebte im Elternhaus ihres Vaters – in der „Zuhube Tobai“ – in Obervellach bei Hermagor viele schöne Sommer.
Vor diesem Hintergrund lud der Verein „Bachmann Junior Preis Hermagor“, unter der bewährten Führung von Irmi Janschitz und Claudia Rosenwirth-Fendre, am 14. Oktober 2023 insgesamt 15 nominierte junge Autorinnen und Autoren aus Österreichischen und Deutschland, sowie erstmals auch aus Dublin in Irland, gemeinsam mit ihren Eltern, Angehörigen und Freunden zur Lesung und Siegerehrung in den Stadtsaal der Wulfeniastadt Hermagor.
Bereits im Vorfeld wurden die heuer 175 Einreichungen zum Thema „Wohin aber gehen wir?“ durch eine Fachjury gesichtet und den Vorgaben entsprechend mehrfach bewertet.
Entstehungsgeschichte
Aus einem kleinen, einst regional angedachten Schreibwettbewerb für die heimischen Schulen, ist inzwischen ein weit über die Grenzen hinaus bekannter und beliebter Literatur- und Lesewettbewerb auf hohem Niveau geworden.
Irmi Janschitz: „Wir freuen uns sehr, dass sich dieser Literaturbewerb so positiv entwickelt hat und wir das heurige 10-jährigeJubiläum gemeinsam in so festlichem Rahmen mit vielen prominenten Ehrengästen, allem voran mit Heinz Bachmann, dem Bruder der Autorin, begehen können.“
Ingeborg Bachmann Passage
Anlässlich des 50. Todestages wurde als Auftakt zur Jubiläums-Preisverleihung in einvernehmlicher Abstimmung mit der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See als bleibende Erinnerung an Ingeborg Bachmann die schmale städtische Baulücke zwischen Raiffeisenbank und Apotheke mittels zweier symbolischer Straßenschilder in „Ingeborg Bachmann Passage“ umbenannt. Die von der Obervellacher Malerin Inge Lasser in Anlehnung an den Titel „Wohin aber gehen wir?“ künstlerisch gestalteten Schilder wurden im Beisein des 84-jährigen Heinz Bachmann sowie Bürgermeister DI Leopold Astner, Raiffeisen-Direktor Hans Rogi und Vereinspräsidentin Irmi Janschitz am Vortag der Preisverleihung vor Ort montiert. Darüberhinaus wird laut Bürgermeister DI Leopold Astner demnächst auch noch eine Ingeborg-Bachmann-Sitzbank an der Westwand der Raiffeisenbank positioniert.
Literaturspaziergang
Ebenfalls am Freitagnachmittag, dem Vortag der Jubiläums-Preisverleihung, nahmen zahlreiche Kulturinteressierte in Obervellach an einem Literaturspaziergang teil, zu dem „Wir für Obervellach“ in Kooperation mit dem „Via Iulia Augusta Kultur Sommer“ und dem Verein „Bachmann Junior Preis Hermagor“ geladen hatten. Unter dem Titel „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ begleitete der örtliche Historiker Bernhard Gitschtaler die Besucher vor Ort auf den Spuren der vor 50 Jahren verstorbenen großen Schriftstellerin. Claudia Rosenwirth-Fendre rezitierte dabei in bekannt charmanter und gekonnter Art aus Ingeborg Bachmanns Werk. Eine besondere Wertschätzung erlebte die Veranstaltung durch die Anwesenheit von Heinz Bachmann, Ingeborg’s jüngerem Bruder, der als Geologe in Afrika, im Mittleren Osten und in Spanien tätig war. Nach Ingeborg’s Tod kuratierte er gemeinsam mit seiner zweiten Schwester Isolde den umfangreichen Nachlass. Seit Jahren lebt Heinz Bachmann mit seiner Frau Sheila in der Nähe von Oxford.
Moderation und Musik
Der Jubiläums-Festabend mit Preisverleihung wurde von Matthias Linke (ORF) gekonnt moderiert; musikalisch souverän umrahmt durch das Trio Silke Neuwirth, Tochter Enya und der Saxophonistin Sonja Jenul.
Die 15-jährige Lara Rauscher, Enkeltochter des Altbürgermeisters Vinzenz Rauscher, lieferte im Rahmen des Abendprogrammes auf der Bühne des Stadtsaales sensationelle Bodenakrobatikeinlagen und erntete dafür tosenden Publikumsapplaus.
Ergebnisse und Preise
Das Coverbild der 183-seitigen Anthologie trägt den Titel „Auf dem Weg“. Es ist ein Linolschnitt von Thomas Glantschnig aus dem Atelier de La Tour. Der Coverpreis wurde von Birgit de Cillia Messner im Beisein der Diakonie-Leitung, namentlich von Christine und Hubert Stotter, übergeben.
Insgesamt 15 junge Autorinnen und Autoren, die von einer Fachjury nach Sichtung und Bewertung von insgesamt 175 eingereichten Texten zum Lesen nach Hermagor geladen wurden, präsentierten ihre Geschichten zum Thema „Aber wohin gehen wir?“ auf der Bühne des Stadtsaales Hermagor in Form von kurzen Kostproben.
Hier die Reihenfolge der Lese-Auftritte und ihre Titel:
Klarissa Brauer (15) aus Salzburg: „Ausgebrannt“.
Anna Kneß (18) aus Völkermarkt: „Nur ein Programm“.
Leni Gasser (18) aus Assling in Osttirol: „Aufblühen“.
Mario Brandstätter (13) aus Jenig „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.
Lucia Guel-Ullmann (10) aus Innsbruck: „Festen Boden unter den Füßen“.
Sofia Hillebrenner (16) aus Dublin/Irland: „Gerechte Welt“.
Paula Anouk Wenkel (14) aus Deutschland: „Nenne mich doch America“.
Katharina Sohn (18) aus Graz: „Lilien und Schwertblumen“.
Maja Sophie Rauscher (11) aus Perchtoldsdorf: „Tilia“.
David Reitinger (11) aus Neumarkt OÖ: „Frei“.
Simon Strömpfl (13) aus St.Lorenzen/Gitschtal: „Die Reise ins Ungewisse“.
Sara Cosabic (18) aus Salzburg: „Wildrosen“.
Rebecca Gucher (16) aus Gratwein: „In Worten und Bildern“.
Laura Lichtenwanger (17) aus Scharnstein: „Ein letzter Schritt“.
Paulina Garrido Pahl (17) aus Hannover: „Ananas und Aktentasche“.
Nachwuchsgruppe 9 -13 Jahre
Platz 1: David Reitinger.
Platz 2: Lucia Guel Ullmann.
Platz 3: Maja Sophie Rauscher.
Alle 3 Nachwuchspreise in Höhe von 200, 100 und 50 Euro wurden von Kiwanis Gailtal/Herren gesponsert und von Obmann Heimo Waldner übergeben
Hauptgruppe 13 – 18 Jahre
Platz 1, Siegerin 2023: Klarissa Brauer (15),
Schülerin des Musischen Gymnasiums Salzburg. Titel: „Ausgebrannt“.
Preisgeld 500 Euro sowie Glaskunst-Trophäe, übergeben durch Kulturreferent Vizebgm. Günter Pernul und Bachmann-Verein-Präsidentin Irmi Janschitz
Platz 2: Anna Kneß (18), Alpen Adria Gymnasium Völkermarkt.
Titel: „Nur ein Programm.“
Preisgeld 300 Euro der Raiffeisenbank Hermgor, übergeben von Direktor Hans Rogi.
Platz 3: Leni Gasser (18), aus Osttirol, HTL Villach.
Titel: „Aufblühen“. Euro 200 von der Donau-Versicherung.
Lesepreis
Während der Vorträge konnte das Saalpublikum an diesem Abend auch um den Lesepreis in Höhe von 250 Euro voten, der traditionell von Stadtrat Karl Tillian gespendet wurde. Siegerin wurde Paulina Garido Pahl (17) aus Hannover mit ihrem Titel „Ananas und Aktentasche“.
Im Rahmen der Einleitung wurden zahlreiche Ehrengäste in Hermagor begrüßt, darunter LH-Stv. Gaby Schaunig, BH Dr. Heinz Pansi, Bgm. DI Leopold Astner, Vizebgm. Günter Pernul, Vizebgm Irmgard Hartlieb, StR. Mag. Karl Tillian, StR. Martina Wiedenig, Literat und Ehrenmitglied Engelbert Obernosterer, Heinz Bachmann (84) aus Oxford (Bruder von Ingeborg Bachmann), Katharina Herzmansky (Kulturabteilung Land Kärnten), Alfred Woschitz (Präsident des Kärntner Schriftstellerverbandes), Gabriele Russwurm Biro, Altbürgermeister Vinzenz Rauscher, Dr. Andreas Schuller (Schulleiter BORG Hermagor), Gerhard Alberer (Abteilungsvorstand HTL Villach) und viele andere.
Text und Fotos: (c) Hans Jost