Daten und Fakten
Einwohner: 6.990 (Stand 01/2024)
Fläche: 204,82 km²
Seehöhe: 602 Meter
Postleitzahlen: 9620 Hermagor, 9624 Egg, 9615 Görtschach, 9631 Jenig
64 Ortschaften: Achleiten, Aigen, Bergl, Braunitzen, Brugg, Burgstall, Danz, Dellach, Egg, Eggforst, Förolach, Fritzendorf, Görtschach, Götzing, Grafenau, Grünburg, Guggenberg, Hermagor, Jenig, Kameritsch, Khünburg, Kleinbergl, Kraß, Kraschach, Kreuth ob Mellweg, Kreuth ob Möschach, Kreuth ob Rattendorf, Kühweg, Kühwegboden, Latschach, Liesch, Mellach, Mellweg, Micheldorf, Mitschig, Möderndorf, Nampolach, Neudorf, Neuprießenegg, Obermöschach, Obervellach, Paßriach, Podlanig, Postran, Potschach, Presseggen, Presseggersee, Radnig, Radnigforst, Rattendorf, Schinzengraben, Schlanitzen, Schmidt, Siebenbrünn, Sonnenalpe Nassfeld, Sonnleitn, Süßenberg, Toschehof, Tröpolach, Untermöschach, Untervellach, Watschig, Wittenig, Zuchen
Die Stadtgemeinde Hermagor liegt im unteren Gailtal an der Einmündung des Gitschtals in das Gailtal nahe der Grenze zu Italien. Die Gemeinde wird im Süden von den Karnischen Alpen und im Norden von den Gailtaler Alpen begrenzt. Mit dem Pressegger See liegt der neuntgrößte See Kärntens auf dem Gemeindegebiet. Hermagor hat sich in den letzten Jahren zu einer bedeutenden zweisaisonalen Tourismusgemeinde entwickelt. Im Winter lockt die Skiarena Nassfeld als eines der größten Skigebiete in den südlichen Alpen viele Touristen an, während in den Sommermonaten umfangreiche Urlaubsmöglichkeiten mit Wasser (Pressegger See, Gail), Wandern, Radfahren, Bergsteigen, Geotrail, Fischen, kulinarischen Festen und diversen Kinderattraktionen geboten werden. Hermagor bildet das wirtschaftliche Zentrum des Gail-, Gitsch- und Lesachtales. Hier am Schnittpunkt zweier Täler hat sich schon früh Handwerk und Handel angesiedelt. Von seinerzeit eher agrarisch geprägter Wirtschaft hat sich Hermagor in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Tourismusregion gewandelt.
Gemeindewappen
Am 14. Juni 1974 wurde der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See das Recht zugesprochen, ein Wappen zu führen.
Namenskundliches zu Hermagor
Die Stadt Hermagor ist nach dem ersten Bischof von Aquileja, dem Heiligen Hermagoras, benannt. Sie wurde im Jahre 1930 zu Stadt erhoben. Die Gründung der Pfarre geht aber sicher in das 9. Jahrhundert zurück.
Das heutige Gemeindegebiet war bereits in vorrömischer Zeit besiedelt und gehörte zum keltischen Königreich Noricum. Ab dem 6. Jahrhundert wanderten die Alpenslawen ein und das Gebiet gehörte dann zum Fürstentum Karantanien. Die Pfarre Hermagor wurde 1169 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1288 das Marktrecht.
Geschichte der Marktsiedlung vom Hochmittelalter bis 1850
Im Hoch- und Spätmittelalter bekamen die meisten Kärntner Märkte das Stadtrecht verliehen. Das seit 1342 zur Herrschaft der Grafen von Görz gehörige Hermagor erlangte diesen Status jedoch erst 1930. Durch das Marktmonopol entwickelte sich Hermagor zu einem Handels- und Gewerbezentrum im Tal. Dafür war im 12. und 13. Jahrhundert vor allem der Ausbau des Straßennetzes verantwortlich. Das Jahr 1460 markiert das Ende der Herrschaft der Grafen von Görz. Seit dem 15. Jahrhundert wiederholen sich regelmäßig kriegerische Einfälle der Türken. Da auch die Kirchen geschändet wurden, mussten sie neu geweiht werden. Zu diesem Zweck bereiste der Bischof von Caorle in den Jahren 1485 und 1487 unser Gebiet. Santonino, der Sekretär des Bischofs, berichtet darüber in seinen Reisetagebüchern.
Während des 16. Jahrhunderts brachte der aufblühende Edelmetallbergbau einen ökonomischen Aufschwung. Auch das Handwerk expandierte und die Wirtschaft florierte. Doch nach dieser Blütezeit folgte ein rascher Abstieg. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts kam es zur Reformation und Gegenreformation mit den bekannten Begleiterscheinungen.
1619 wurde dem Mark auf Ersuchen der Bürgerschaft ein Wappen verliehen. Die Wirtschaft erholte sich langsam wieder. Unter der Herrschaft des Geschlechtes der Porcia erlebte der Bergbau im Gail- und Gitschtal eine Renaissance. Man begann nach Eisenerz zu schürfen, und dieses in neu errichteten Hochöfen zu schmelzen und in Hammerwerken in der Umgebung von Hermagor zu verarbeiten. Der baldige Niedergang dieser Unternehmungen durch Brennstoffmangel, geringe Konkurrenzfähigkeit und Naturkatastrophen wirkte sich negativ auf die Entwicklung des Marktes aus.
1692 verwüstete ein Hochwasser das Markzentrum, 1726 vernichtete ein verheerender Brand fast den gesamten Ort. Nach dem schleppenden Wiederaufbau fiel 1786 der Ortskern wieder einem Brand zum Opfer.
Seit 1792 befand sich das Habsburgerreich im Krieg mit Frankreich. 1797 erreichten die Franzosen das Gailtal und besetzten es kurzzeitig. 1809 wagte Österreich einen erneuten Schlag gegen Frankreich wurde jedoch zur Umkehr gezwungen. An den Rückzugsgefechten mit den napoleonischen Truppen beteiligte sich auch das Hermagorer „Bürgerkorps“, das sich aber umgehend auflöste, als man damit drohte, den Markt niederzubrennen. Mit der Okkupation wurde auch in Hermagor die französische Verwaltung eingeführt. Erst 1813 wurde Oberkärnten im Zuge der „Befreiungskriege“ zurückerobert, wobei es auch zu Gefechten bei Hermagor kam. Daran erinnert heute noch das 1913 anlässlich des 100. Jahrestages dieser Kämpfe errichtete Denkmal bei der kath. Stadtpfarrkirche mit der Bronzestatue eines „Achterjägers“.
Der Markt erholte sich nur langsam von diesen Schlägen und zwei Hochwasserkatastrophen im Jahre 1810 und 1823 verschlimmerten die ohnehin schon triste Lage.
Nach der Revolution im März 1848, die in Hermagor praktisch nicht zu spüren war, schuf der Staat eigene Behörden, in denen nun staatliche Beamte ihren Dienst versahen. 1850 erhielt Hermagor den Status einer autonomen Marktgemeinde. Der erste Bürgermeister war Maximilian Fleiß. Die Einrichtung staatlicher Verwaltungs- und Gerichtsbehörden (Bezirksgericht 1849, Bezirkshauptmannschaft 1868) und die Eröffnung der Gailtalbahn im Jahr 1894 brachten einen deutlichen Aufschwung. Dazu kam ab dem 20. Jahrhundert die stetig steigende Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor der Gemeinde hinzu.
Die Entwicklung Hermagor von 1850 bis zur Gegenwart
Die bessere Verkehrserschließung wirkte sich positiv auf die Entwicklung von Hermagor aus. 1904 brach in Hermagor jedoch erneut eine Feuersbrunst aus, der 76 Wohnhäuser und die Pfarrkirche zum Opfer fielen. Im Zuge des Wiederaufbaues erhielt der Markt ein neues Aussehen. Die Modernisierungsmaßnahmen umfassten den Bau einer neuen Wasserleitung (1902), den Bau einer Kanalisierung für den Markt (1903) sowie die Errichtung des ersten Elektrizitätswerkes (1911).
Der Erste Weltkrieg veränderte auch da Leben der Bevölkerung nachhaltig Da immer mehr Männer an die Front gerufen wurden, machte sich der Mangel an Arbeitskräften bemerkbar. Die Arbeitsbelastung für Frauen und Kinder nahm zu, schon 1915 waren Lebensmittelkarten eingeführt worden, die den Bezug von Nahrungsmitteln regeln sollten. 1917 war jede Kriegsbegeisterung bereits geschwunden, daran konnte auch der Besuch des Kaiserpaares Karl und Zita am 4. Juni 1917 nichts mehr ändern. Nach dem Abzug des Militärs verlief das Leben im Tal wieder in ruhigeren Bahnen. Die Not wurde im Laufe des Jahres 1919 jedoch immer größer. Mit dem Waffenstillstand am 3.11.1918 endete der Erste Weltkrieg, die Donaumonarchie war Geschichte.
Schwierige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg: Im Lauf des Jahres 1918 verschlechterten sich die Lebensverhältnisse für die Bevölkerung zunehmend. Diebstähle, Plünderungen und Schmuggel erlebten ihre Hochblüte. Trotz dieser schwierigen Situation wurden in diesen Jahren im Bereich der Infrastruktur einige Projekte umgesetzt. So entstanden Kraftwerks- und Trinkwasseranlagen und der Ausbau der Elektrizität. Das Ergebnis der Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 nahm man in Hermagor mit Begeisterung zur Kenntnis. 1930 wurde anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Volksabstimmung und in Erinnerung an die Abwehrkämpfe ein vom Bildhauer Hans Domenig geschaffener Gedenkbrunnen enthüllt. Auch die Stadterhebungsfeier fällt in dieses Jahr.
Die Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren rief auch im Gailtal große Not hervor. Der Holzmarkt brach ein, ebenso wie der Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Das Angebot war deutlich größer als die Nachfrage, was zu einem Preisverfall führte. Die Arbeitslosenrate stieg drastisch, was die angespannte wirtschaftliche Lage noch verschärfte.
Der „Anschluss“ an das Dritte Reich: Der Rücktritt des österreichischen Bundeskanzlers Schuschnigg und der „Anschluss“ an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurden auch hierorts von den Nationalsozialisten mit Begeisterung aufgenommen. Die von vielen empfundene Aufbruchsstimmung zeigte sich in zahlreichen Kundgebungen und vielen anderen Veranstaltungen, die unter reger Beteiligung der Bevölkerung stattfanden.
NS-Herrschaft und Zweiter Weltkrieg: Durch den Ausbruch des Krieges trat bald ein Mangel an Arbeitskräften ein, der schon 1939 den Einsatz von jugoslawischen Landarbeitern notwendig machte. Daneben unterstützten auch der Reichsarbeitsdienst die Bauern bei der Erntearbeit. In den folgenden Jahren wurden aber auch im Gewerbebereich zahlreiche Zwangsarbeiter aus Osteuropa eingesetzt. Im Zuge des Krieges kamen auch viele Flüchtlinge, Ausgebombte und Umsiedler ins Tal. Die Versorgungslage verschlechtere sich in den letzten Kriegsjahren deutlich. Die Bevölkerung war auf Selbsthilfe angewiesen.
Am 16. Oktober 1944 erreichte der Luftkrieg auch Hermagor und ein alliierter Flieger warf erstmals Bomben auf die Stadt ab.
Anfang Mai 1945 kündigte sich der endgültige Zusammenbruch des Dritten Reiches an. Am 8. Mai rückten die Briten in Hermagor, besetzten alle Ämter und unterstellten alles ihrem Kommando. Nachdem die Besatzungszonen in Österreich am 8. Juli 1945 endgültig festgelegt worden waren, kam es in der Folge zu Erleichterungen für die heimische Bevölkerung.
1950er – und 1960er Jahre: Trotz der allgemeinen Nachkriegsnot zog allmählich wieder Normalität ein. Die 1950er- und 1960er Jahre waren vom Ausbau der vielfach noch sehr unzulänglichen Infrastruktur geprägt. Im ganzen Tal war eine rege Bautätigkeit zu bemerken. Zahlreiche wichtige Bauten fallen in diese Zeit wie z. B. die Gösseringbrücke, die Eröffnung der neuen Hauptschule, des Arbeitsamtes oder die Einweihung der neuen Leichenhalle.
Die Verbesserung der Wasser- und Stromversorgung gehörte in den folgenden Jahren zu den vordringlichen Aufgaben der Gemeinde. Mit der Inbetriebnahme der Betriebsanlage der Kelag im Jahre 1962 war die Energieversorgung im Gail-, Gitsch- und Lesachtal schließlich gesichert. 1968 wurde mit dem Bau einer neuen Kanalisationsanlage für Hermagor begonnen.
In den 1960-er Jahren wurden auch viele Gemeindestraßen asphaltiert und die Gailtalstraße begradigt. Auch die Bauten vieler neuer Gemeindeämter fallen in diese Zeit. Im Dezember 1962 konnte das Rathaus Hermagor seiner Bestimmung übergeben werden.
Ortstafelkonflikt: 1970 und 1972 wurde die Stadtgemeinde Hermagor in die Ortstafelfrage hineingezogen. Die Nachbargemeinde Egg gehörte zu jenen 36 Kärntner Gemeinden, in denen zweisprachige topographische Aufschriften angebracht werden sollten. In vier der betroffenen Ortschaften fasste der Gemeinderat keinerlei Beschluss, sodass eine Aufstellung unterblieb. In der Ortschaft Fritzendorf kam es jedoch zur Anbringung von zwei zweisprachigen Ortstafeln, die aber in Folge des „Ortstafelsturms“ wieder entfernt wurden. Heute gibt es lediglich in den Ortschaften Dellach und Potschach zweisprachige Ortstafeln.
Stadtgemeinde Hermagor seit 1973: Am 1. Jänner 1973 wurden die Ortsgemeinden Egg, Mitschig, Görtschach und Rattendorf mit der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See, wie der offizielle Gemeindename seit damals lautet, vereinigt. Im März 1973 fanden die ersten Gemeinderatswahlen in der deutlich vergrößerten Kommune statt. In die Amtsperiode des gewählten Bürgermeisters Josef Themesl fallen die Veranstaltung der ersten FIS-Rennen auf dem Gartnerkofel, die Inbetriebnahme des neuen Kindergartens sowie der Bau er Umfahrungsstraße ins Gitschtal. Zu den nachdrücklichen Erinnerungen dieser Jahre gehört auch das Erdbeben vom 6. Mai 1976 in Friaul, das auch im Gailtal deutlich zu spüren war und Schäden an zahlreichen Häusern und Kirchen verursachte.
1979 fanden die Feierlichkeiten anlässlich der „Entdeckung“ der Wulfenia vor 200 Jahren statt. Die Stadt selbst schmückt sich seitdem mit dem Titel „Wulfenia-Stadt“
Die Aufgabenbereiche der Gemeinden sind in den 1970-er Jahren gewachsen. 1987 konnte der neue Bauhof seiner Bestimmung übergeben werden. Zahlreiche Baumaßnahmen waren in den letzten Jahrzehnten an den Wildbächen und der Gail notwendig, um die Bevölkerung vor verheerenden Hochwässern zu schützen.
In den 1980-er und 1990-er Jahren entstanden zahlreiche neue Wohnanlagen, um der Abwanderung entgegenzuwirken. Mit diversen Maßnahmen zur Ortsbildverschönerung gelang es, die Gemeinde nicht nur als Wohngebiet, sondern auch für den Tourismus stärker zu machen.
Der Bau einer modernen Sporthalle (1994), der Gemeinsportanlage (2003) und die Errichtung anderer Lokalitäten für Vereine und Veranstaltungen waren ebenso wie andere Fördermaßnahmen wichtige Beiträge zur Stärkung des ländlichen Raumes. Neben dem Ausbau des Schibetriebes am Nassfeld und der Badeanlagen am Pressegger See kann die Gemeinde auch auf ein ausgedehntes Radwegenetz verweisen und wurde 1995 mit dem Prädikat „Fahrradfreundliche Gemeinde“ ausgezeichnet. Auch das Bewusstsein für lokale Besonderheiten entwickelte zunehmend. Die Verwirklichung des Geo-Trails, der Naturlehrpfade am Pressegger See, des Wasserlehrpfades oder einer Schaukäserei auf dem Nassfeld sind Beispiele dafür. Neue kulinarische Akzente setzen das Gailtaler Speckfest (seit 1993) und das Honigfest (seit 2004), die viele Tausende Besucher anziehen und mittlerweile hohen – auch touristischen – Stellenwert erreicht haben.
Seit Jahren pflegt die Stadtgemeinde gute Kontakte zu den italienischen Nachbarn und unterhält seit 1998 eine Gemeindepartnerschaft mit Pontebba. Dies erleichtert auch die Umsetzung von grenzüberschreitenden Projekten.
Die Stadt Hermagor ist heute nicht nur der zentrale Schulstandort des Bezirkes, sondern auch ein wichtiges Einkaufs- und Verwaltungszentrum für die ganze Region.
Anlässlich des 80-jährigen Jubiläums zur Stadterhebung im Jahr 2010 gab die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Geschichtsverein für Kärnten eine sehr informative neue Chronik heraus, die zum Preis von € 30,-- erworben werden kann.